Ich öffne die Tür und wage einen ersten Schritt ins Freie. Erst etwas zaghaft, doch dann immer neugieriger und entschlossener, kein bestimmtes Ziel vor Augen. Warme Luft strömt mir entgegen. Um mich herum der Duft von Freiheit und Lilien. Straßenlaternen und der außergewöhnlich helle Halbmond leiten mir den Weg. Schritt für Schritt bekomme ich neuen Mut, spüre keinerlei Kälte auf meiner Haut, nein ganz im Gegenteil, durch die milde Temperatur breitet sich eine Art Behaglichkeit und Wohlbefinden in mir aus. Eine Leichtigkeit, die mich dazu bewegt, wie ein kleines Mädchen durch die Gegend zu springen und zu tanzen, wie damals, als die größte Sorge der Spinat zum Mittagessen war, kein Gedanke daran, was in zwei Minuten, zwei
Stunden oder zwei Tagen passieren könnte, kein einziger, winzigkleiner
Gedanke an die Zukunft. Was interessiert mich jetzt, was morgen ist,
wenn ich nicht will, das dieser Moment je vergeht? Ich würde gerne
einfach Anlauf nehmen und mit ausreichend Schwung in den wunderschönen
Nachthimmel davonfliegen. Ich will bis hin zu den Sternen, einen
Abstecher zum Mars machen und schließlich auf dem Mond landen und dem
Mondmann einen schönen Tag wünschen. Aber leider bleibe ich hier auf dem
Boden zurück, auf dem Boden der Tatsachen. Ich setze mich mitten in der
Kreuzung auf die Straße, das nächste Auto abwartend, um dann schnell
wieder zum Asphalt zu rennen und dem näherkommeden "Unheil" zu entgehen.
Das durch das Risiko ausgelöste Adrenalin fließt durch meine Adern. Ich
fühle mich lebendig. Neugeboren. Frei. Der Takt meiner Schritte formt sich in meinem Kopf zu einer bekannten Melodie, die zum Träumen anregt, die einen nicht mehr loslässt, die der stillen, schwarzen Nacht endlich Farbe verleiht. Wie hypnotisiert, in Trance versetzt, mit ausschließlich dieser Tonfolge im Kopf folge ich den fiktiven Linien im Asphalt. Die Linien, die mich dorthin führen, wohin mich meine Beinen tragen.. einmal die Gedanken ausschalten und einfach auf sich selbst vertrauen.
Die größte Illusion bis zu letzem Jahr war es immerhin, dass ich das "th" aka "ti-aitsch" nicht ausprechen konnte und es immer noch nicht kann. Ich blicke in den Himmel. Kein einziger Wolkenschleier, klare Sommernacht. Meine Illusion verfliegt in den unendlichen Weiten des Königblaus. Ungreifbar. Unnahbar. Ein Traum, der auch ein Traum bleiben wird. Dennoch ist er vor meinen Augen als eine Art heimlicher Wegweiser. If you can dream it, you can do it...
Heute ist der erste Tag des Jahres, an dem man ohne zu frieren mit T-Shirt oder Top und kurzer Hose aus dem Haus gehen und die Wärme genießen kann. Wunderschön (:
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