a road of my own

Wenn ich Sachen, aus welchen Gründen auch immer, nicht schriftlich festhalten kann, habe ich ein Problem. Das habe ich jetzt gemerkt. Die ganze Suppe aus druckfertigen Halbsätzen erstickt mich und lässt mich nicht schlafen, nicht denken... ich muss diese Welt ordnen. Es gibt einfach so viel zu verknüpfen, dass es, wenn es unverknüpft im Raum rumfliegt, alles kaputthaut und mich total verwirrt, zu viel Platz in meinem Kopf einnimmt und vielleicht auch andere blendet.
Ich hätte nie gesagt, dass ich das brauche, es ist eher so, Kunst. Wenn einem die Hände gebunden sind, ist es notwediges Übel. Ich sollte auch jetzt nicht zu viel schreiben, ebendiese Hände brauche ich gleich noch, und doch weiß ich, dass ich das alles hier irgendwo abladen muss. Wie soll man denn sonst klar denken?
Ich kenne Menschen, deren Worte an eine Mauer gemalt, auf Haut tätowiert oder auf kleine Kärtchen geschrieben und quer durch die ganze Stadt auf Wäscheleinen aufgehängt gehören.
Ein Anflug von Abenteuergefühl überkommt mich jedesmal, wenn ich auf dem Bürgersteig etwas glitzern sehe.
Sonne und der Geruch von nassem Rasen sind vergessenes Traumgut.
Vorsichtig nehme ich das Gesicht in meine Hände und setze es auf. Es steht dir, sagst du. Es ist ja auch meins, sage ich und obwohl es von den vielen Jahren, die ich es nicht haben wollte, etwas verstaubt ist, passt es noch perfekt, und ich kann nicht richtig verstehen, wieso ich eigentlich ein eigenes Gesicht habe und was du damit zu tun hast.
Schwache, weiße, kalte Haut, leidende Knochen blinzeln im Tageslicht, sie haben eine lange Reise überstanden, jetzt seid ihr da, niemand wird euch etwas tun. Nie mehr.
Sind es ungesprochene Worte, die Träume noch lebendiger machen?
Ungesprochene Worte gibt es viel zu viele, sie sammeln sich unter meiner Haut und in jeder Zelle, füllen Augen und Mund, und ich habe keinen blassen Schimmer, woher sie kommen. Sätze fragen, wann sie endlich raus dürfen, klopfen wütend an meine Schädeldecke und ich kann ihnen nur immer wieder das selbe sagen. An einem anderen Tag.
So viel Zerstörung unter dem menschlichen Gewebe, drei Kriege, vier Hungersnöte, und ein sich-selbst-Erkennen haben die empfindlichen Organe zermürbt, aber jetzt ist der Frieden da. Das bittere Gefühl bleibt, die neu erfundene Sonne scheint darauf, elektromagnetisch wechselwirkend.
Woher kommt die plötzliche Entschlossenheit, und ist ihr ganz zu trauen? Einen Finger aus dem Schneckenhaus streckend, versuche ich, mit der Welt zu kommunizieren.

sunrise / bless my eyes / catch my soul / make me whole again