04.03.2015

Der Misanthrop in uns

Ich traue mich einfach nicht mehr, Sachen ins Netz zu stellen, die irgendwie von Bedeutung sein könnten, weil einfach so viel passiert, das garantiert von noch größerer Bedeutung ist, und... irgendwie schreit alles nach Veränderung, aber in welcher Form, weiß ich nicht und kann ich auch nach sehr langem Nachdenken nicht sagen. Was ich weiß, ist wenig:

Dieses Jahr bekommt der Misanthrop in uns keine Sommerpause. (Ich denke an Russland)
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Der folgende Abschnitt musste eine Weile auf der Festplatte meines Computers reifen, nicht, weil ich versuche, aus Text Wein zu machen, sondern aus weiter oben genanntem Grund. Und ich habe auch noch einen ganzen Haufen anderer Sachen, die ein ähnlich trübes Schicksal ereilt, weil mich die Konfrontation damit, wenn auch schwer vorstellbar, noch mehr verwirrt als einen Schneematschleser das Schneematschlesen.

Als ich mich an die Komplexität gewöhnte, die aus allem, was ich bin, zu folgen schien, war deine Einfachheit ein zu grelles Scheinwerferlicht. Ich weiß nicht, ob ich einen Chitinpanzer, den ich eines Morgens statt Menschenhaut vorfände, nicht mit weniger Verwirrung tragen würde als Selbige. Nichts ist mir weniger fremd als die Attribute, mit denen eine Person versehen ist, die ich zu sein scheint oder sein soll. Ich sehe mich und sehe einem Leben zu, sehe, wie es sich bewegt, wie es sich verändert, in einem verzerrten Spiegel. Ich bin nur im Verstehen ich selbst. Das Verstehen ist dunkel und deckend wie die Nacht, es beobachtet und lässt die Neuronen feuern, wie sie wollen. Manchmal fällt mir plötzlich, vollkommen überraschend, ein, dass ich eine Hülle habe, die mit der Welt interagiert, dass genau das diese Weise ist, auf die sie das tut, aber was davon ich zu verantworten habe, welche Namen sich wirklich mit meinem Wesen decken, nach welchem System alle inneren Bilder vergeben werden, das weiß ich nicht. Ich vergesse alles für eine Weile, wenn ich vom Aufnehmen müde bin und in einer kleinen Verzweigung, einer vergessenen Gehirnwindung mit etwas Glück eine Idee finde, die mich aus einer falschen in eine echte Welt holt.

Vor dem Spiegel stehen und nach einem Namen suchen, der mir heute passen würde. Vergebens. Dafür fliegt ein Teil von mir in gewohnter Weise jenseits aller Horizontlinien im Konjunktiv herum.


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