15.03.2017

It`s a quater after one...

...und es zählen nicht einmal die Dinge, die wir bisher unternommen haben, sondern einfach, dass er bei mir war. Ich fühle mich so gut in seiner Gegenwart. Es gibt und kann keine Worte dafür geben. Mag es auch noch so kitschig klingen.

Wenn wir zusammen sind, steht die Zeit nicht still. Sie rennt auch nicht davon und lässt keinen Augenblick zum Genießen und Innehalten. Sie schwebt, gerät in große Strudel, schwimmt mal mit, mal gegen den Strom, bleibt irgendwo stecken und wird dann weiter getrieben.

...und wir schweben mit ihr in einer riesigen Seifenblase. Lassen uns lenken und leiten, ganz nach unserem Gefühl.

Es ist, als gäbe es kein gestern und kein morgen, wenn er bei mir ist. Es zählt nur das Jetzt, die gemeinsame Zeit. Und trotzdem macht es dann Spaß, in die gemeinsame Zukunft zu blicken.

Ein kleiner roter Räucherkegel brennt langsam ab, verbreitet seinen Schleier im Raum und steigt mir schnell zu Kopf.

Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Es ist so, als ob es schon immer so wäre und als könnte es nie aufhören.


"Es war, als hätt` der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass die im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."





02.03.2016

Da Vinci is back


Auguste Renoir
Bildnis einer Dame mit gepunktetem Gewand
Microsoft Paint auf Leinwand
um 1900


Rembrandt
Bildnis einer Lehramtsstudentin
Microsoft Paint auf Leinwand
um 1649

17.09.2015

Unter Tage

I’m not a man, I’m a machine
Chisel me down until I am clean
I buy books, I never read
And then I’ll tell you some more about me

Beneath the concrete there’s a sound
A muffled cry below the ground
There is a poison in the air
A mix of chemicals and fear

Ich weiß nicht, wie viele Stunden, Wochen, Jahre ich mit dem Versuch verbringe, Geschehenes im Kopf ungeschehen zu machen, zu hoffen, dass über Nacht mein Blut so weit gefriert, dass ich nur noch einen Bruchteil aller Eindrücke der Welt wahrnehmen kann. Alles zu übermalen, das irgendjemand gesehen oder gehört hat. Die Folgen zu minimieren, das Ende abzuwenden. Das hartnäckige Nachbild auf der Netzhaut abzuschwächen, indem ich kein Licht mehr anschalte, alle Spiegel im Haus vermeide und versuche, mich aus der eigenen Existenz zu schälen, um endlich nicht mehr über jede Tatsache zu stolpern, allein aufgrund dessen, dass sie eine ist, dass ihr ein Gefühl anhaftet, aus dem es kein Entkommen gibt. Ich will in einen einsamen, stillen Wald treten und in die Leere starren, bis sie mich aufgenommen hat. Ich will der Welt sagen, dass ich Bescheid weiß, dass ich weiß, wie es eigentlich sein sollte, es so sehr spüre, dass der Unterschied zur Realität fast zu einer neuen Realiät wird.
Vielleicht werde ich irgendwann durch den Schleier aus Ruinen, aus all den Fehlversuchen bemerken, wie sehr alles schwankt, wie weit die Welt ist. Ein Ast im Wind, ein Vogel über dem Feld. Das dumpfe Hallen der Wolkendecke. Der lang vermisste Regen. Der Geruch eines alten Treppenhauses, die Geräusche von Autoreifen unter einem neuen Himmel. Vielleicht sogar ein Blick, wenn ich mich traue, ihn einzufangen. Ich erwache jeden Morgen mit verkrampften Gliedern, ich taue auf, seit ich denken kann, und bin noch immer nicht ganz da.

Und ich weiß nicht, welche Mechanismen am Werk sind, während die Felder und Häuser vorüberziehen, während deine Syntax den Rand des Unbewussten streift. Und ich werde nie fragen, denn die Gefahr ist zu groß, auf etwas zu stoßen, das ich nicht ausradieren will.

21.05.2015

Suffocation Blues

Wenn man mich fragt, wieso ich still sein möchte. Frage ich mich das selbst. Ich bin müde, wenn ich noch so wach bin, von all den Worten. Da sind Buchseiten, Akten und Dokumente, noch viel öfter irgendwelche vergessenen Träume, die auf- und wieder abtauchen. Dann stehe ich vor diesem Haufen Papier, und wenn ich einmal nicht still bin, renne ich mitten hindurch. Dann spricht die Verwirrung aus mir. In meiner Vorstellung ist der Moment, in dem ich endlich einen Überblick über die Details habe, so nah. Ich weiß, dass erst das Fundament kommt, dann Stahlbeton, ich weiß, dass man die Wände erst am Schluss streicht. Aber wenn ich den Mund aufmache, fallen mir die Wörter aus. Es bleibt nicht mehr, als an einen Ort zu fliehen, an dem die Stimmen übersteuert und die Riffs laut sind. Wenn du mich dann fragst, wieso ich still sein möchte, werde ich sagen: damit ich die Musik besser hören kann. Ich habe mir diese paar Wörter zurechtgelegt, aber ich darf mich, während ich sie sage, auf keinen Fall umsehen, sonst regnet auch noch der Rest auf die Erde. Das hat nichts mit Ehrlichkeit oder Authentizität zu tun, denn die Worte, die ich selbst nicht tragen kann, sind Worte, die ich niemals eingeladen habe. Sie gehören nicht hierher. Es sind Eindringlinge, die Vakuum gewittert, an meiner nie abreißenden Vorstellung Blut geleckt haben. Wenn ich nicht still bin, werde ich versuchen, alles gleichzeitig zu sagen. Die Membranen zwischen der Wirklichkeit und meinem alternativen Ende sind diesmal zu dünn, um ein Risiko einzugehen. Nach aufgeben steht mir der Sinn nicht, und die einzige Alternative ist, sich durch die ganzen dunklen Ecken zu wühlen, in denen die leere Hülle der Gefühle von damals schon so heimisch ist wie Fledermäuse in ihren Höhlen. Solange jemand den Takt schlägt, finde ich schon den Weg nach Hause.