...und es zählen nicht einmal die Dinge, die wir bisher unternommen haben, sondern einfach, dass er bei mir war. Ich fühle mich so gut in seiner Gegenwart. Es gibt und kann keine Worte dafür geben. Mag es auch noch so kitschig klingen.
Wenn wir zusammen sind, steht die Zeit nicht still. Sie rennt auch nicht davon und lässt keinen Augenblick zum Genießen und Innehalten. Sie schwebt, gerät in große Strudel, schwimmt mal mit, mal gegen den Strom, bleibt irgendwo stecken und wird dann weiter getrieben.
...und wir schweben mit ihr in einer riesigen Seifenblase. Lassen uns lenken und leiten, ganz nach unserem Gefühl.
Es ist, als gäbe es kein gestern und kein morgen, wenn er bei mir ist. Es zählt nur das Jetzt, die gemeinsame Zeit. Und trotzdem macht es dann Spaß, in die gemeinsame Zukunft zu blicken.
Ein kleiner roter Räucherkegel brennt langsam ab, verbreitet seinen Schleier im Raum und steigt mir schnell zu Kopf.
Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Es ist so, als ob es schon immer so wäre und als könnte es nie aufhören.
"Es war, als hätt` der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass die im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."
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15.03.2017
21.05.2015
Suffocation Blues
Wenn man mich fragt, wieso ich still sein möchte. Frage ich mich das selbst. Ich bin müde, wenn ich noch so wach bin, von all den Worten. Da sind Buchseiten, Akten und Dokumente, noch viel öfter irgendwelche vergessenen Träume, die auf- und wieder abtauchen. Dann stehe ich vor diesem Haufen Papier, und wenn ich einmal nicht still bin, renne ich mitten hindurch. Dann spricht die Verwirrung aus mir. In meiner Vorstellung ist der Moment, in dem ich endlich einen Überblick über die Details habe, so nah. Ich weiß, dass erst das Fundament kommt, dann Stahlbeton, ich weiß, dass man die Wände erst am Schluss streicht. Aber wenn ich den Mund aufmache, fallen mir die Wörter aus.
Es bleibt nicht mehr, als an einen Ort zu fliehen, an dem die Stimmen übersteuert und die Riffs laut sind. Wenn du mich dann fragst, wieso ich still sein möchte, werde ich sagen: damit ich die Musik besser hören kann. Ich habe mir diese paar Wörter zurechtgelegt, aber ich darf mich, während ich sie sage, auf keinen Fall umsehen, sonst regnet auch noch der Rest auf die Erde. Das hat nichts mit Ehrlichkeit oder Authentizität zu tun, denn die Worte, die ich selbst nicht tragen kann, sind Worte, die ich niemals eingeladen habe. Sie gehören nicht hierher. Es sind Eindringlinge, die Vakuum gewittert, an meiner nie abreißenden Vorstellung Blut geleckt haben. Wenn ich nicht still bin, werde ich versuchen, alles gleichzeitig zu sagen. Die Membranen zwischen der Wirklichkeit und meinem alternativen Ende sind diesmal zu dünn, um ein Risiko einzugehen. Nach aufgeben steht mir der Sinn nicht, und die einzige Alternative ist, sich durch die ganzen dunklen Ecken zu wühlen, in denen die leere Hülle der Gefühle von damals schon so heimisch ist wie Fledermäuse in ihren Höhlen. Solange jemand den Takt schlägt, finde ich schon den Weg nach Hause.
13.08.2014
Der Raumdilatationsraum
Wer nicht in den Besitz des legendären Hardenzwergs gekommen ist, in dem diese Geschichte als "Der RaumdilEtationraum" (von delete? Von Dilettant? WTF) betitelt wurde, darf hier lesen und verwirrt sein:
Ich habe den Raum, in dem ich sitze, ausgemessen. Auf den
Millimeter genau. Erst nur auf die Größenordnung von unter einem Lichtjahr, auch
ein Kilometer war zu klein, also bin ich gleich in die Pikometer geschwenkt,
die Zahl war nicht richtig verarbeitbar, und jetzt steht hier fünf Komma sieben
acht eins neun Quadratmeter. Die Uhr tickt langsam, unaufhörlich und gnadenlos,
sie tickt sehr laut, sie ist lebendig. Eine alte Standuhr, von der ich weder
weiß, woher sie kommt, noch, ob sie überhaupt hierher gehört. Nichts in diesem
Raum gehört wirklich hierher, mich eingeschlossen.
Ein schwerer Schlag, eine globale Fehlermeldung, fällt durch
das zweidimensionale Fenster. Meine Synapsen suchen nach Ankern, um von dort
aus ihre Träume weiterzuspinnen. Ich sehe zu, unbeteiligt.
Die Uhr schlägt hin, schlägt zurück, eine Menge an
Ereignissen, die sich zu einer einzigen Einheit verbindet, so wie eine
Sinusfunktion am Ende auch nur eine Funktion ist, ein Ding, nicht unendlich
viele. Signale erreichen mein Sein in Form von Leben.
Unendlich lange, hat man mir gesagt, werde ich hier sitzen.
Hat wer gesagt? Ich weiß es nicht, denn seit ich hier bin, ist auch diese
Information in meinem Gehirn eingebrannt, ohne, dass ich wüsste, woher sie
kommt. Wahrscheinlich ist das auch nicht relevant, irgendwas sagt mir, dass in
diesem Moment für immer nicht mehr existiert als dieses Zimmer, und ich bin die
Summe des Zimmers.
Weil mir keine neuen Gedanken mehr einfallen, fange ich an,
die Schläge der Uhr zu zählen. Bei drei Millionen
siebenhundertachtundzwanzigtausend vierhundert schlägt erneut eine Art Gong,
der wie das beängstigende Geräusch einer Fehlermeldung klingt.
Die Wände sind komplett weiß und kahl. An der Wand mir
gegenüber hängt ein kleiner Rahmen mit einem Text darin, den ich von meiner
Position aus nicht lesen kann. Sobald ich aufstehe, dehnt sich der Raum ins
Unendliche. Also bleibe ich sitzen. Der Raum hat zwei Fenster, die von
Vorhängen verdeckt sind. Ich sitze auf einem Stuhl in der Mitte. Ich möchte an
mir heruntersehen, um zu verstehen, was los ist, aber ich kann nicht weiter
sehen als bis zum Rand des weißen kahlen Fußbodens. Danach kommt ein leeres
Nichts.
Der Raum hat keine Tür. Wie bin ich hierher gekommen? Der
einzige Durchgang ist das Fenster. Die Inneneinrichtung besteht aus der Uhr,
einer Stehlampe und einem Bücherregal. Ich sollte sagen, die Welt besteht
daraus. Ich stehe auf. Wieder wird der Raum unendlich. Ich hätte gern eins der
Bücher, deren Titel ich von hier aus nicht erkennen kann. Ich trete näher,
laufe zum Bücherregal. Laufe sehr lange. Die Uhr schlägt eine Milliarde mal hin
und her. Es wird ein wenig eintönig, also bleibe ich stehen. Wieder sitze ich
auf dem Stuhl. Aber nicht richtig, ich schwebe ein paar Millimeter über ihm in
einer unbequemen, hockenden Position. Daran ist wohl das Gelaufe schuld. Also
stehe ich wieder auf, drehe mich um und laufe wieder in Richtung Stuhl, nach
einer weiteren Milliarde an Schlägen setze ich mich wieder hin und berühre
diesmal den Stuhl. Ich rechne mir aus, wie lange ich laufen müsste, um zum
Bücherregal zu kommen, und beschließe, die Reise auf später zu verschieben.
Mir wird langweilig, und es gibt nichts mehr zu zählen. Im
Regal sind sechshundertneun Bücher. Ich könnte versuchen, aus einem der Fenster
zu sehen. Ich stehe auf, diesmal verkürzt sich der Raum und ich stoße mit dem
Kopf gegen die Fensterscheibe. Der Vorhang hat den Stoß abgefedert. Ich schiebe
ihn beiseite und sehe hinaus. Dort ist absolut nichts. Der Vorhang reißt sich
aus meinen Händen oder geht durch sie hinduch und zieht sich von selbst wieder
zu. Ich drehe mich um, möglichst vorsichtig, um nicht gegen den Stuhl zu
krachen. Ich krache trotzdem gegen den Stuhl und reibe mir das Knie, das ich
aber nicht sehen kann. Wohne ich hier?, frage ich mich. Nein, antwortet das
Zimmer. Ich bin verwirrt.
In diesem Moment ertönt das Signal ein drittes Mal. Die
Vorhänge werden scheinbar durch einen Luftzug angehoben und darunter entblößen
sich die Fenster. Ich hätte mir gar nicht die Mühe machen brauchen, naja. Die
Fenster sind diesmal aber nicht leer, hinter dem einen schneit es und hinter
dem anderen fallen Blätter in herbstlichen Farben. Die Vorhänge schließen sich.
Das Signal ertönt ein viertes Mal und das Licht geht aus. Es
geht wieder an und der Rahmen mit dem Text darin befindet sich auf einer
anderen Seite des Zimmers. Es geht wieder aus und der Rahmen ist hinter mir,
als es wieder an geht. Aus. Rahmen ist links von mir. An. Er ist wieder vorne.
Mir wird das zu blöd und ich stehe auf und gehe auf den Rahmen zu. Diesmal
klappt es ohne Unfälle und ich kann
endlich den Rahmen ansehen, doch der Text darin ist immernoch nicht lesbar,
nicht zu klein, sondern einfach sehr verworren. GNUFIASL BALM BRA, lese ich.
DUBUTI BROKAJKIM. PFURUNTI MRAM. Ich zwinkere. Jetzt steht an derselben Stelle:
Sehr geehrter Besucher des Raumdilatationsraums. Die Worte hallen in
meinem Sein wider und es gibt ein unendliches Echo, das irgendwann nur an
Energie verliert, ansonsten aber niemals gestreut würde. Ich zwinkere wieder,
und der Text ist weg. Stattdessen ist da ein Bild. Ich zwinkere noch einmal,
der Text ist wieder da.
Sehr geehrter Besucher des Raumdilatationsraums,
wir heißen Sie herzlich Willkommen im ersten Stadium
Ihrer Prozedur. Hier werden Sie mit den Naturgesetzen desjenigen Universums
vertraut gemacht, für das Sie sich im Vorfeld entschieden haben. Die
Entscheidung verlief auf eigene Gefahr und wir haften nicht für ein vorzeitiges
Existenzende aufgrund einer fehlerhaften Entscheidung. Wir behalten uns vor, den
Raum jederzeit aufzulösen, wenn wir es für richtig halten, und etwaige
Änderungen vorzunehmen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit versuchen Sie bitte nicht,
den Raum zu verlassen. Wenn Sie dies doch mutwillig tun, werden Sie in das
anarchische Kontinuum geraten, das jenseits des Ereignishorizonts sowie aller
anderen Universen liegt. Das möchte niemand. Sie sollten zudem darauf achten,
Ihren Leihkörper möglichst so zu hinterlassen, wie Sie ihn vorgefunden haben.
Nachdem die Eingewöhnung vonstatten gegangen ist, werden Sie über die nächsten
Schritte informiert werden. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt.
![]() |
Ich habe dieses Bild vor Jahrhunderten irgendwo auf Tumblr gefunden und gespeichert, habe keine Ahnung, von wem es ist, und wenn es jemand weiß, wäre ich über Auskunft dankbar |
30.06.2014
Abiturrede (by popular demand)
julymorning hat vor einer Menge Leute diesen Text zusammengestottert: :)
[ falsch zugeordnete Zitate von Marc-Uwe Kling:
„Es ist erstaunlich, was man alles erreichen kann, wenn man sich nicht darum kümmert“
„Es ist erstaunlich, was man alles erreichen kann, wenn man sich nicht darum kümmert“
- Angela Merkel
- Das Arbeitsamt ]
Das ist es also. Ein letztes mal Show, bevor ein neuer Alltag
beginnt. In letzter Minute noch gefeilt, am Lächeln, an den Worten. Die Würfel
sind gefallen, die Karten werden neu gemischt und wir ziehen Bilanz. Rien ne va
plus, könnte man meinen, doch das ist nur eine Seite der Medaille oder des
Pokerchips. Große Worte, die uns einschüchtern. Abitur, Verantwortung, Beruf.
Es fällt bereits schwer, sie auszusprechen, sie klingen wie der Ernst des
Lebens und es scheint, als hätten wir nun keine Wahl mehr, als uns in ein
System einzuordnen, in die Gesellschaft einzugliedern und zu Unterstützern der
Bürokratie zu werden, während wir einen weiteren Antrag ausfüllen und uns mit
jeder Sekunde im Wartezimmer einer Behörde älter vorkommen. Jetzt denkt niemand
mehr für uns, und, obwohl wir in den letzten zwölf Jahren eine Menge gelernt
haben – wie etwa, dass Teamwork eigentlich nicht existiert, Wikipedia natürlich
absolut keine zuverlässige Quelle ist und es möglich ist, auf ein Referat, das
man in zwei Stunden zusammengezimmert hat, noch elf Punkte zu bekommen – fühlt
es sich jetzt seltsam an, wankend, einen ersten Schritt in unbetretenes Gebiet,
in den Mondstaub zu setzen. Es fühlt sich sogar so seltsam an, dass man in
einem schwachen Moment dazu neigt, einfach die bereits gepflasterte Straße
entlangzulaufen, sicher in den Fußstapfen anderer zu bleiben, denn wenn uns
unsere eigene Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit schmerzlich bewusst wird,
die Unmöglichkeit, all den Erwartungen gerecht zu werden, die von verschiedenen
Seiten auf uns niederregnen, and if your head explodes with dark forebodings
too, I'll see you on the dark side of the moon.
Wenn wir ständig damit beschäftigt sind, unser Gesicht zu
wahren, die perfekte Fassade aufrechtzuerhalten, laufen wir Gefahr, zu
vergessen, wer wir sind: ein Produkt Milliarden Jahre langer natürlicher
Selektion, beginnend mit dem Urknall, ein Bewusstsein, etwas, das sich nicht in
Kategorien einteilen und quantifizieren lässt – so sehr man es auch versucht.
Wieso sollten wir uns noch länger damit aufhalten, so zu tun, als wären wir
weniger, als bestünde unser Wert nur darin, welche Zahl oben auf dem
Abiturzeugnis steht, wer sein Leben am Besten im Griff hat, wer das schönste
Lächeln hat oder den lückenlosesten Lebenslauf. Dafür, uns den Anforderungen zu
fügen und als Stütze des Systems unsere Rolle einzunehmen, haben wir noch mehr
als genug Zeit. Und das werden wir wohl auch irgendwann tun, manche mit mehr,
manche mit weniger Erfolg, aber ich will nicht, dass das zu unserem
Lebensinhalt wird, dass die Frage, ob man alles richtig gemacht hat, im
Repertoire der klugen Fragen verbleibt, denn sie ist es nicht, denn es gibt
nichts, was zweifellos und vollkommen richtig ist, keinen aufgezwungenen
heiligen Weg, nach dem wir uns richten müssen, und wenn es einem so vorkommt,
dann nur, weil die innere Stimme oder das, was so hochtrabend Intuition heißt,
irgendwo unter Bergen von Erwartungen, angestrebter Konformität und
destruktiver Selbstkritik verschüttet ist. Vielleicht ist es heute an der Zeit,
mit dem Vorschlaghammer zu kommen und etwas anderes zu zertrümmern. Nämlich die
Fassaden, an denen wir so lange bauen, damit ja niemand auf die Idee kommt, man
könnte irgendeinem gesellschaftlich anerkannten Ideal nicht entsprechen. Diese
Mauern haben kein Recht, unseren Träumen Grenzen zu setzen, unserer Melodie ein
Thema vorzugeben und unsere Vielgestaltigkeit in die Schranken zu weisen. Denn
der Stoff, aus dem unsere Träume sind, ist der Stoff, aus dem wir sind.
verursacht von
julymorning
zu Stunde
13:08
Matschkomponenten:
Alltagsguerilla,
Free Jazz,
Hirnschmalzknete,
literarisch

25.11.2013
Deutschhausaufgabe Version pandora
(Großstadtskizze)
Es wirbelt.
Wie ein Insektenvolk strömen sie aus allen Richtungen.
Sie haben ein Ziel vor Augen.
Dieses wird so fest fokussiert, dass alles um sie herum verschwimmt.
In dem Moment, in dem sie erschienen sind, sind sie auch wieder verschwunden.
Zurück bleibt die Ruhe nach dem Sturm,
ein Moment der Stille,
bis sie auf diesem unendlich weitem Netz der Schienen dorthin gebracht werden,
wo sie denken, sein zu müssen.
Es wirbelt.
Wie ein Insektenvolk strömen sie aus allen Richtungen.
Sie haben ein Ziel vor Augen.
Dieses wird so fest fokussiert, dass alles um sie herum verschwimmt.
In dem Moment, in dem sie erschienen sind, sind sie auch wieder verschwunden.
Zurück bleibt die Ruhe nach dem Sturm,
ein Moment der Stille,
bis sie auf diesem unendlich weitem Netz der Schienen dorthin gebracht werden,
wo sie denken, sein zu müssen.
21.11.2013
Meine Deutschhausaufgabe
(Großstadtskizze)
Von Hinweisschildern mit verschmutzter
Nadel injizierte Hoffnung des Ankommens bleibt unausgeatmet wie ein Kloß im
Hals stecken, ich dachte hier sei das Ende, es ist nur dessen Anfang, und wie
auch, natürlich nur Anfang, denn Dinge enden nicht – hinten ist alles bunt und
punktförmig, ein Gemälde Monets, eine Wiege und ein Pilgerweg, ein Zuhause, ein
Zuhause für all die Menschenpunkte, ohne je einen echten Punkt im Satz zu
finden ist es ganz einfach ein Zuhause, eins für die Eingewehiten und
vielleicht wäre alles viel erträglicher, wenn der Hund dort nicht so an der
Leine zerren würde und spiegelneurotisch das Gefühl eines Schnittes in die
Kehle auf dem ganzen Platz verbreiten würde und vielleicht wäre es ein wenig
leichter, hier auszuatmen, wenn auch etwas Unterdruck die ganze Stille aus mir
heraus saugen könnte wie ein städtischer Vakuumstaubsauger, aber der Druck
drängt sie nur tiefer in die Luftröhre, signalisierend, es gäbe kein Ankommen,
vielleicht ein andermal, aber nicht heute, denn heute ist hier der Mittelpunkt
all der Punkte und die Ausdehnung im Raum entspricht nicht der echten von
echten Punkten und wieso ist auch alles so – neongrün und pink als Hauptfarben,
zigarettenrauchend, hundebellend und berauscht schwimmt schäumend auf dem
Wasser das Leben, hier ist es gar nicht laut, alles ausgesperrt, eine eigene
Festung, in der zu überleben man aber eine Festung braucht, gibt es hier einen
Arzt oder vielleicht einen Defibrillator, nein sagen sie aber es gibt einen
McDonalds und das ist fast das Gleiche, vorausgesetzt man hält durch, man hält
lange genug den Atem an, aber es gibt auch viele Gedanken, Luftgedanken, die
dem Blick entfliehen, kalt und schneeweiß macht der Himmel die Wände grau,
ahnungsvolle 80er-Jahre-Architektur als Basis für den bald wuchernden Urwald,
wenn all die Menschen erstmal weg und ausgezogen sind, was bleibt dann, nein –
damit nicht aufhaltend ist schwarz weiß und orange das neue blau und
himmelspiegelnd sitzen gräuliche Mädchen auf den Treppenstufen wie am Strand
und halten die Füße ins mentale Meerwasser, gerne wäre ich eine von ihnen, aber
dann denke ich, es wäre doch alles verdammt nochmal viel erträglicher, wenn ich
nicht absorbierend schwarz die ganze Umwelt hin und her spiegeln sehen müsste,
all die Schmetterlingsschicksalsschläge nicht wie Quanten interferieren würden,
der Blick der Frau mit den lahmen Knochen an einem Ende des Platzes nicht stets
derselbe wäre wie der des jungen Mannes in einem Radius von zwei Kilometern, ich
denke, ich müsste nur die Resonanzfrequenz finden, die richtige, dann wüsste
ich, warum alles so ist, dann wäre auch alles viel erträglicher, aber daraus
wird nichts, für Tonaufnahmen zu viel Hintergrundrauschen, sagt der
spezialisierte Akustiker und zieht weiter, mit dem Bus bis zum Mond, ich
verbleibe im Projezierwahnsinn - mit freundlichen Grüßen, zum Finden der
Persönlichkeitsstuktur des Absenders verbinde bitte die Punkte
verursacht von
julymorning
zu Stunde
16:53
Matschkomponenten:
Free Jazz,
Hirnschmalzknete,
literarisch

25.07.2013
focaultsches pendel
wann sind wir eigentlich genug
rebellisch gewesen
um den fernseher auszuschalten
oder
ihn zu erschießen
(oder uns)
oder
um blumen darin zu pflanzen
und ist rebellion immer rebellion gegen sich selbst
oder gegen andere
und wenn man gegen andere rebelliert
ist man dann nicht einfach nur ein seiltänzer
dem sein seil gestiftet wurde
und wenn wir einfach
zum beispiel
den bordstein anmalen
(oder uns)
und unter die erde klettern
und sie etwas anheben
oder sie umdrehen
(vielleicht bleibt sie ja auf dem rand stehen,
wie damals die münze)
sind wir dann
genug
rebellisch gewesen
um uns endlich
einzupendeln und dabei einen bogen zu beschreiben
(da freut sich focault)
wie eine pendeluhr
und uns dann
zu identifizieren
mit den sekunden oder
mit den vorzeichenfehlern in unseren köpfen
haben wir dann
das ziel erreicht
oder
haben wir verloren?
02.07.2013
oberflächen
Ich sehe mich um. Ich kenne diesen Ort. Das vergilbte Gras, die Risse im Asphalt. Ein kleines Stück Plastik, zertreten und kaum erkennbar, hat die ganze Zeit überdauert und erinnert vage an ehemals Gegenwärtiges. Vor meinem inneren Auge sehe ich den die ganze Geschichte, die Schritte und den Regen von vor langer Zeit. Seitdem sind die Bäume wieder ein Stück gewachsen, hat sich der Himmel verändert und der Geruch. Jetzt riecht es nach Meerwasser. Als wäre ich irgendeiner Macht entkommen, so riecht Meer immer. Als wären wir auf dem Weg nach Hause und hätten bereits einen Vorsprung von mehreren hundert Meilen, und der Wind steht gut heute, wenn das so bleibt, dann brauchen wir nichtmal mehr einen Monat, bis wir wieder zuhause sind, aber lasst uns diesen einen Monat noch genießen und uns an all das erinnern, was wir erlebt haben! So riecht das Meer, und so riecht es hier oder in meiner Erinnerung, das war früher nicht so. Ich sehe den Wind die Halme biegen, lasse meinen Kopf das Lied wieder spielen, dessen Mittelteil ich schon ganz vergessen habe, aber den Anfang weiß ich noch und er passt immernoch so gut hier her, zu den Zigarettenstummeln auf dem Boden und der Windrichtung, zur Sonne, der Lichtung, die bereits hinten liegt. Aber nicht zum Meer. Wieso ist mir nie aufgefallen, dass das hier eine Küste ist? Vielleicht, weil ich nie weiter gegangen bin als bis hierher...
"Warst du schon einmal hier?"
"Ja, oft. Ich träumte damals..."
Während ich erzähle, geht die Sonne unter.
"Warst du schon einmal hier?"
"Ja, oft. Ich träumte damals..."
Während ich erzähle, geht die Sonne unter.
12.03.2013
Seelenpioniere
Stille. Unendliche.
Zu keinem Zeitpunkt dieses beginnenden Lebens war es je so still gewesen. Der eigene Herzschlag, das Blut in den Adern, das eigene Leben bekam erstmals eine Hauptrolle in der Komposition Himmel-Erde. Irgendwo dazwischen, ganz fern rauschte es wie ein kleiner Bach, eine verzweifelte Metapher der Heimat. Kaum zu glauben, dass es hier immer so war. Schon immer so gewesen war. Unsichtbar, bis endlich ein entschlossenes Augenpaar hierher fand und durch den Staub in den Himmel blickte, in dem es sich befand.
Die Anzeichen von Leben schlugen leise, aber stetig und gaben ihm Sicherheit. Für diesen Augenblick hatte er die Stimmen vergessen, die mit ihm sprachen, sie gehörten in eine andere Wirklichkeit, die bis vor kurzem noch real war und es jetzt nie mehr sein würde. Winzige Familien, mikroskopisch kleine Wirtschaftskrisen, quantengroße Lebensträume auf einer grünblauen Erbse im leeren Raum. Das haben sie Realität genannt. Aber was war es jetzt? Wie viele solche Schritte, wie er sie gewagt hatte, konnte ein Mensch noch gehen? Jetzt war die Realität nur noch ein Sandkorn, ein Molekül, letztendlich ein Punkt, und er war noch lange nicht am Ziel.
Er atmete ruhig ein und aus, war sich des Sauerstoffs in seinem Körper bewusst, den ein so zerbrechliches kleines Wesen brauchte. Schon ein winzig kleiner Sprung von ungefähr vierzigtausend Kilometern brachte diesen Organismus in Lebensgefahr. Er sah die Schönheit und wusste gleichzeitig, dass das Sehen von Schönheit etwas typisch Menschliches war. Er war nur Opfer der Umstände, seiner Spezies, der Evolution, aber jetzt in diesem Moment schien das nicht beunruhigend. Es war einfach so. So, wie alles einfach war. Und dieses Sein, das war viel mehr, als er jemals hätte für wahr halten können.
Er war von unvorstellbarem, gigantischen Zusammenhang umgeben und gleichzeitig so großer Bedeutungslosigkeit, dass es fast ironisch war, weil er gerade hier der absoluten Leere gegenüberstand, sich von allen Hoffnungen auf Zweck verabschieden musste und nur noch als bloße Materie im Raum schwebte.
Und trotzdem war es schön, trotzdem lief ihm beim Blick auf diesen fernen Planeten eine Träne übers Gesicht, die aber niemand sehen konnte, und trotzdem glaubte er, es wäre eine riesengroße Ehre, dass er hier gleich im Himmel herumlaufen konnte wie ein Dreijähriger in einem Sandkasten.
Langsam, vorsichtig und ungeschickt bohrte Jahrmilliarden alter Sternenstaub seinen Menschenfuß in anderen Jahrmilliarden alten Sternenstaub, dann ging er fort und lernte einen alten Freund kennen.
Zu keinem Zeitpunkt dieses beginnenden Lebens war es je so still gewesen. Der eigene Herzschlag, das Blut in den Adern, das eigene Leben bekam erstmals eine Hauptrolle in der Komposition Himmel-Erde. Irgendwo dazwischen, ganz fern rauschte es wie ein kleiner Bach, eine verzweifelte Metapher der Heimat. Kaum zu glauben, dass es hier immer so war. Schon immer so gewesen war. Unsichtbar, bis endlich ein entschlossenes Augenpaar hierher fand und durch den Staub in den Himmel blickte, in dem es sich befand.
Die Anzeichen von Leben schlugen leise, aber stetig und gaben ihm Sicherheit. Für diesen Augenblick hatte er die Stimmen vergessen, die mit ihm sprachen, sie gehörten in eine andere Wirklichkeit, die bis vor kurzem noch real war und es jetzt nie mehr sein würde. Winzige Familien, mikroskopisch kleine Wirtschaftskrisen, quantengroße Lebensträume auf einer grünblauen Erbse im leeren Raum. Das haben sie Realität genannt. Aber was war es jetzt? Wie viele solche Schritte, wie er sie gewagt hatte, konnte ein Mensch noch gehen? Jetzt war die Realität nur noch ein Sandkorn, ein Molekül, letztendlich ein Punkt, und er war noch lange nicht am Ziel.
Er atmete ruhig ein und aus, war sich des Sauerstoffs in seinem Körper bewusst, den ein so zerbrechliches kleines Wesen brauchte. Schon ein winzig kleiner Sprung von ungefähr vierzigtausend Kilometern brachte diesen Organismus in Lebensgefahr. Er sah die Schönheit und wusste gleichzeitig, dass das Sehen von Schönheit etwas typisch Menschliches war. Er war nur Opfer der Umstände, seiner Spezies, der Evolution, aber jetzt in diesem Moment schien das nicht beunruhigend. Es war einfach so. So, wie alles einfach war. Und dieses Sein, das war viel mehr, als er jemals hätte für wahr halten können.
Er war von unvorstellbarem, gigantischen Zusammenhang umgeben und gleichzeitig so großer Bedeutungslosigkeit, dass es fast ironisch war, weil er gerade hier der absoluten Leere gegenüberstand, sich von allen Hoffnungen auf Zweck verabschieden musste und nur noch als bloße Materie im Raum schwebte.
Und trotzdem war es schön, trotzdem lief ihm beim Blick auf diesen fernen Planeten eine Träne übers Gesicht, die aber niemand sehen konnte, und trotzdem glaubte er, es wäre eine riesengroße Ehre, dass er hier gleich im Himmel herumlaufen konnte wie ein Dreijähriger in einem Sandkasten.
Langsam, vorsichtig und ungeschickt bohrte Jahrmilliarden alter Sternenstaub seinen Menschenfuß in anderen Jahrmilliarden alten Sternenstaub, dann ging er fort und lernte einen alten Freund kennen.
verursacht von
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