21.11.2013

Meine Deutschhausaufgabe

(Großstadtskizze)

Von Hinweisschildern mit verschmutzter Nadel injizierte Hoffnung des Ankommens bleibt unausgeatmet wie ein Kloß im Hals stecken, ich dachte hier sei das Ende, es ist nur dessen Anfang, und wie auch, natürlich nur Anfang, denn Dinge enden nicht – hinten ist alles bunt und punktförmig, ein Gemälde Monets, eine Wiege und ein Pilgerweg, ein Zuhause, ein Zuhause für all die Menschenpunkte, ohne je einen echten Punkt im Satz zu finden ist es ganz einfach ein Zuhause, eins für die Eingewehiten und vielleicht wäre alles viel erträglicher, wenn der Hund dort nicht so an der Leine zerren würde und spiegelneurotisch das Gefühl eines Schnittes in die Kehle auf dem ganzen Platz verbreiten würde und vielleicht wäre es ein wenig leichter, hier auszuatmen, wenn auch etwas Unterdruck die ganze Stille aus mir heraus saugen könnte wie ein städtischer Vakuumstaubsauger, aber der Druck drängt sie nur tiefer in die Luftröhre, signalisierend, es gäbe kein Ankommen, vielleicht ein andermal, aber nicht heute, denn heute ist hier der Mittelpunkt all der Punkte und die Ausdehnung im Raum entspricht nicht der echten von echten Punkten und wieso ist auch alles so – neongrün und pink als Hauptfarben, zigarettenrauchend, hundebellend und berauscht schwimmt schäumend auf dem Wasser das Leben, hier ist es gar nicht laut, alles ausgesperrt, eine eigene Festung, in der zu überleben man aber eine Festung braucht, gibt es hier einen Arzt oder vielleicht einen Defibrillator, nein sagen sie aber es gibt einen McDonalds und das ist fast das Gleiche, vorausgesetzt man hält durch, man hält lange genug den Atem an, aber es gibt auch viele Gedanken, Luftgedanken, die dem Blick entfliehen, kalt und schneeweiß macht der Himmel die Wände grau, ahnungsvolle 80er-Jahre-Architektur als Basis für den bald wuchernden Urwald, wenn all die Menschen erstmal weg und ausgezogen sind, was bleibt dann, nein – damit nicht aufhaltend ist schwarz weiß und orange das neue blau und himmelspiegelnd sitzen gräuliche Mädchen auf den Treppenstufen wie am Strand und halten die Füße ins mentale Meerwasser, gerne wäre ich eine von ihnen, aber dann denke ich, es wäre doch alles verdammt nochmal viel erträglicher, wenn ich nicht absorbierend schwarz die ganze Umwelt hin und her spiegeln sehen müsste, all die Schmetterlingsschicksalsschläge nicht wie Quanten interferieren würden, der Blick der Frau mit den lahmen Knochen an einem Ende des Platzes nicht stets derselbe wäre wie der des jungen Mannes in einem Radius von zwei Kilometern, ich denke, ich müsste nur die Resonanzfrequenz finden, die richtige, dann wüsste ich, warum alles so ist, dann wäre auch alles viel erträglicher, aber daraus wird nichts, für Tonaufnahmen zu viel Hintergrundrauschen, sagt der spezialisierte Akustiker und zieht weiter, mit dem Bus bis zum Mond, ich verbleibe im Projezierwahnsinn - mit freundlichen Grüßen, zum Finden der Persönlichkeitsstuktur des Absenders verbinde bitte die Punkte

4 Kommentare:

  1. deine Kommentare tuen so gut, sie berühren, auf allen Ebenen, treten in Kontakt, nehmen ernst, kommentieren das essentielle.

    finde ich eine extrem coole seminararbeit. wenn ich so bedenke, dass alle meine freundinnen vom gymnasium sie auch schon geschrieben haben und nicht annährend so mein interesse mit alleine dem titel fassen konnten. noch dazu, wenn ich mir deine präzise sprache, greissene formulierungen und deinen blitzschnellen verstand dahinter vorstelle...
    nein, ch habe (noch?) keine geschrieben. Mein SChulweg war ja etwas verworren, war ja zuerst auf dem Gymnasium, hätte sie also geschrieben, bin dann aber in dem einen Jahr, in dem ich so lange in der Klinik war, sitzen geblieben, und bin ja nach der 10. auf die FOS, Gestaltungszweig gewechselt. Da komme ich zar auch zum Abi, aber ohne Seminararbeit ;)

    ♥♥♥

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  2. das ist eie Deutschhausaufgabe? ich hatte nie so "schönen" Deutschunterricht. Vielleicht mache ich auch nur das falsche daraus ;) Wundervoller Text, beide.

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Batz was dazu!